Neuer Geschäftsbereich Digitalisierung
Um gemeinsam interne Veränderungen und Prozesse noch effizienter zu gestalten und für die Zukunft optimal aufgestellt zu sein, wurde in diesem Jahr, zusätzlich zu den beiden bestehenden Geschäftsbereichen Technik und Verwaltung, ein neuer Geschäftsbereich für Digitalisierung geschaffen. Die Geschäftsbereichsleitung übernimmt seit dem 1. Juli 2022 Herr Dr. Frank Behre. Herr Dr. Behre war bis dato als Sachgebietsleiter EDV tätig.
Zum Aufgabengebiet gehört unter anderem die Sicherstellung der Datenerfassung bzw. des Datentransfers bei den nach der RohmilchGütV und EU-Lebensmittelhygiene-Verordnung zu erfassenden Parameter. Dieser Prozess reicht von der Probenahme durch den Tanksammelwagen, der Untersuchung der Proben im Labor, der Auswertung der Messergebnisse und Überprüfung nach festgelegten Plausibilitätskriterien bis zur Weiterverarbeitung und Übermittlung der Messwerte für die Milchgeldabrechnung an die Molkereien bzw. Rechenzentren oder für interne wie externe statistische Auswertungen.
Auswertung von Daten als Serviceleistung
Damit sich Molkereien und Landwirte auf die Werte verlassen können, hat der Milchprüfring zur Qualitätssicherung ein umfangreiches Labor-Informations- und Management-System (LIMS) aufgebaut. Bevor die Datensätze an die Molkerei übermittelt werden, durchlaufen die Probenahme- und Untersuchungsdaten knapp 400 Plausibilitätskontrollen, um Auffälligkeiten sichtbar zu machen. Abschließend werden die Prüfergebnisse nochmal im Vier-Augen-Prinzip validiert. Die Daten werden nicht nur in Bayern und über die bayerischen Grenzen hinaus bereitgestellt, sondern auch in Polen, Österreich und Tschechien.
Synergieeffekte nutzen
Nicht nur intern, sondern auch auf externer Ebene spielt die Digitalisierung eine wichtige Rolle, zum Beispiel bei der Zusammenarbeit mit anderen Selbsthilfeeinrichtungen im süddeutschen Raum. Der intensive Austausch ist wichtig, um Prozesse zu optimieren, Synergieeffekte zu nutzen und im Besten Falle Kosten zu sparen.
Revision zum Jahreswechsel - QM-Milch-Standard
Der QM-Milch-Standard unterzieht sich zum Jahreswechsel einer Revision. Es wurde inhaltlich hauptsächlich dem aktuellen Stand angepasst (Rohmilchmonitoring hinsichtlich RohmilchGütV und der Nährstoffvergleich weicht der Düngebedarfsermittlung gemäß neuer Dünge VO 2020). Für Gesprächsstoff sorgte die Einführung der Möglichkeit drei bestehende Kriterien mit K.O. zu bewerten:
Zur Nachbesserung im Falle einer oder mehrerer K.O.-Bewertungen bleiben maximal 4 Wochen Zeit. Die Abstellung der Mängel wird in der Regel vor Ort überprüft.
Des Weiteren wird die Teilnahme an den QS-Monitoringprogrammen (Antibiotikaeinsatz und Schlachtbefunde) empfohlen. Die verpflichtende Einführung ist vorgesehen und wird – mit einem Vorlauf von mindestens 12 Monaten – den teilnehmenden Betrieben angekündigt. Die Anforderungen sind in den entsprechenden QS-Leitfäden festgelegt und beschrieben.
Die Anforderungen des von QM-Milch vorgeschriebenen Rohmilchmonitorings ändern sich ab dem kommenden Jahr. Aber alle Molkereien, die beim Milchprüfring Bayern e.V. untersuchen lassen, erfüllen bereits diese Anforderungen durch den abgeschlossenen Dienstleistungsvertrag zur Durchführung der RohmilchGütV.
Änderungen auf der Stufe Gruppenorganisation
Gruppenbeschreibung: bei Nutzung mehrerer Zertifizierungsstellen beschreibt der Gruppenorganisator die Zertifizierungsbereiche der verschiedenen Zertifizierungsstellen (z.B. welche Zertifizierungsstelle auditiert welche Gruppenmitglieder/Mitgliedergruppen).
Zu Ihrer Information: Bei der Beauftragung zweier Zertifizierungsstellen für die Auditierung der Gruppenmitglieder brauchen Sie nicht mehrere Audits auf der Stufe Gruppenorganisation. Kontaktieren Sie die milchZert GmbH gerne für weiterführende Informationen.
Vertragliche Bindung der Mitglieder: Die Gruppenmitglieder müssen über einen Vertrag bzw. eine Teilnahmeerklärung an den Gruppenorganisator (die Molkerei) angeschlossen werden. Darin sind mindestens folgende Punkte geregelt:
Erläuterung: Der Gruppenorganisator verantwortet die fristgerechte Umsetzung der Korrekturmaßnahmen bei den Gruppenmitgliedern. Die Wirksamkeit dieser wird in einem angemessenen Zeitraum überprüft. Beides wird dokumentiert.
Im Risikomanagement ist explizit nochmal der externe Dienstleister als Gefahrenquelle aufgeführt worden (vgl. VLOG-Standard Version 23.01 F 2.4 und F 2.5).
Sie als Gruppenorganisator verantworten die Erstellung und Umsetzung eines Probenahme- und Analysenplans für Ihre Milcherzeuger. Dieser definiert neben der Ziehung von Rückstellmustern die risikoorientierte Beprobung und GVO-Analyse von Futtermitteln. Ein Hinweis im QM-System auf die Vorgaben des VLOG genügen. Sollten Sie zusätzliche qualitätssichernde Maßnahmen treffen wollen hinsichtlich der Probenahme, können Sie das ebenso dort definieren. Bitte beachten Sie auch, dass vorliegende Analyseergebnisse nach VLOG zwingend ausgewertet werden müssen (vgl. Kapitel F 2.6).
Im verpflichtenden jährlichen Internen Audit, in dem alle relevanten Punkte des VLOG-Standards abgeprüft werden sollen, bietet es sich an, verstärkt Augenmerk auf das Risikomanagement und auf die Pflichten des Gruppenorganisators (Übermittlung der Daten an den VLOG) zu legen. Denken Sie bitte auch in diesem Jahr, bei lediglich formellen Anpassungen des Standards hinsichtlich des Kapitels Landwirtschaft an Ihre Schulung der Mitarbeiter und der Gruppenmitglieder!
Anhand der Ihnen zur Verfügung gestellten Informationen können Sie individuell auswerten, wo bei Ihren Erzeugern die Defizite im Audit lagen und entsprechende Schulungsinhalte ableiten. Aus der Auditpraxis raten wir Ihnen zur Wiederholung folgender Punkte:
BRT hi-sense - Weiterhin niedrige Hemmstoffbefunde
Mit der RohmilchGütV kamen neue Anforderungen hinsichtlich der Hemmstoffuntersuchung in der Anlieferungsmilch hinzu. Die AiM GmbH entwickelte hierfür den empfindlicheren BRT hi-sense, der mehr Antibiotika auf MRL-Niveau nachweisen kann. In Bayern ist dieser bereits seit dem 1. Juli 2020 im Einsatz und löste den BRT ab. Wie haben sich die Zahlen entwickelt?
Auch wenn mit diesem Test möglicherweise vorhandene Rückstände sensibler nachgewiesen werden, zeigen die Zahlen, dass gegenüber 2019 kaum mehr hemmstoffpositive Proben zu verzeichnen sind. Wie die Grafik zeigt, kam es zwar durch den Einsatz des BRT hi-sense ab Juli 2020 erwartungsgemäß zu einer Erhöhung der positiven Nachweise von Hemmstoffen, das Niveau des Vorjahres wurde aber kaum übertroffen und im Vergleich mit früheren Jahren wurden trotz des sensibleren Testsystems deutlich weniger positive Ergebnisse ermittelt.
Zur Erhöhung der Zahlen ab Juli 2021 hat die Vorgabe der RohmilchGütV beigetragen, dass positive Tankproben im Zuge der Verursacherermittlung hemmstoffpositiver Sammeltouren grundsätzlich in der Gütebewertung zu berücksichtigen sind. Die tatsächlichen Hemmstofffälle wurden also nicht mehr, der Anstieg in der Darstellung hat vielmehr statistische Gründe. Insgesamt lässt sich also folgendes Fazit ziehen: Ein großer Erfolg für die Qualitätsarbeit der bayerischen Milcherzeuger!
BRT q-sense - Auf der Suche nach den Chinolonen
Mit dem BRT q-sense steht ein Test zur Verfügung, mit dem die Anforderungen zum Chinolon-Nachweis unter wirtschaftlich vertretbaren Bedingungen eingehalten werden. Grundlage für den BRT q-sense ist die Rohmilchgüteverordnung - gültig seit dem 1. Juli 2021.
Durch die Entwicklung des „q-sense“, also des Chinolon-Tests der AiM GmbH, ist es gelungen, ein kostengünstiges, sicheres und gut automatisierbares Verfahren zur Erfüllung der rechtlichen Vorgabe zur Verfügung zu stellen. Verglichen mit den Kosten, die durch den Einsatz anderer am Markt verfügbarer Testsysteme entstanden wären, hat sich im ersten Einsatzjahr bereits eine Einsparung für die bayerische Milchwirtschaft im sechsstelligen Bereich ergeben. Hier lässt sich das Ergebnis der hochqualifizierten Arbeit unserer Tochterfirma AiM GmbH (weiterer Gesellschafter ist der MPR Baden-Württemberg) tatsächlich in „Cent und Euro“ darstellen. Weitere gute Botschaft: Es wurden bisher keine Rückstände von Chinolonen in der Anlieferungsmilch entdeckt. Dies unterstreicht einmal mehr den hohen Standard in der Milcherzeugung für unsere bayerischen Verarbeiter!
Weitreichende Sicherheit
Die Kombination aus BRT hi-sense und BRT q-sense erfüllt automatisch die Anforderungen der Rohmilchgüteverordnung bzgl. aller 7 Hemmstoffgruppen. Mit den umfassenden, von der AiM GmbH zur Verfügung gestellten Validierungsunterlagen, kann dies gegenüber Auditoren und Behörden belegt werden. Die hochtransparenten Platten stellen eine sehr schnelle und fehlerfreie Ablesbarkeit sicher. Jede einzelne Test-Platte ist mit umfassenden Herstellerangaben und einem Barcode unverwechselbar gekennzeichnet und vollständig rückverfolgbar. Alle AiM BRT werden an die sich stetig ändernden Kunden- und Gesetzesanforderungen angepasst.